The Addams Family


von Seppatoni
08.03.2005

Bereits 1965 begeisterte die Addams Family zahlreiche Fernsehzuschauer mit ihrer gruseligen Comedy-Serie. Den Gang auf die Kinoleinwand tätigte die Sippe knapp 30 Jahre später, nämlich 1991. Die fast schon obligatorische Videospielumsetzung nahm Ocean in die Hand und programmierte unter anderem auch eine NES-Version. Das Geschehen orientiert sich dabei an der Filmvorlage. Der Familienanwalt der Addams ist hinter deren Vermögen her. Er nutzt die Abwesenheit von Familienoberhaupt Gomez, nimmt die Familie gefangen und sperrt sie getrennt voneinander im Haus ein. Morticia, Gomez geliebte Ehefrau, nimmt er gar als Geisel und verlangt eine Million Dollar Lösegeld. Gomez bleibt nichts anderes übrig, als die Summe aufzutreiben und den Verräter aufzuspüren.

Dabei gilt es das gesamte Anwesen der Addams zu erforschen. Vor und hinter dem Haus warten Schauplätze wie eine düstere Gruft, ein mächtiger Baum oder auch ein mit Gefahren verseuchter Teich auf Gomez. Doch auch in seinem eigenen Haus wird nach seinem Leben getrachtet. Im gewaltigen Kühlschrank machen beispielsweise Eiszapfen und klaffende Gletscherspalten Gomez das Leben zur Hölle, während sich im Wintergarten fleischfressende Pflanzen eingenistet haben. Überhaupt ist das Spiel nicht in einzelne Levels unterteilt, sondern das ganze Addams-Anwesen ist eine große Welt. Doch bevor sich der Hausherr an einzelne Ortschaften begeben kann, gilt es erst Adventure-typisch Rätsel zu lösen. Mal ist ein Schlüssel vonnöten, mal müssen Zutaten für einen Trank gefunden werden, damit ein Gang freigeräumt werden kann - im ganzen Spiel werdet ihr immer wieder vor solche Rätsel gestellt. Doch nicht nur die zu findenden Items erweisen sich als hilfreich, auch die Verwandten von Gomez haben stets einige Tipps auf Lager oder versorgen ihn mit unverzichtbaren Gegenständen.

Zwischendurch findet Gomez auch Items, die ihm auf seinem Weg physische Kraft spendet. Ein Stück herzhafter Käse regeneriert einen Teil seiner Energie, eine Ebenbild seiner selbst spendiert ihm gar ein Extraleben. Als sehr hilfreich entpuppt sich auch das eiskalte Händchen. Sobald es gefunden wurde, kann es Gomez insgesamt drei mal für eine begrenzte Zeit unverwundbar machen. Neben diesen Extras gibt es weitere unverzichtbare Items: Unmengen von Geld, das sich in allen möglichen Formen finden lässt. Mal als simpler Geldsack, dann wieder als einzelne Note und sogar als verschiedenfarbige Edelsteine. Aufmerksame Abenteurer werden zudem auf Geheimkammern vollgestopft mit Geld stoßen. Fleißiges Einsammeln der Wertsachen ist unumgänglich, die eingangs erwähnte Million muss am Schluss auf jeden Fall euer Konto zieren. Ist dies nicht der Fall, so dürft ich nochmals zurück um weitere Einnahmequellen aufzuspüren.

Grafisch kann das Spiel überzeugen. Zahlreiche Schauplätze wurden vom Film originalgetreu übernommen und es findet immer wieder Parallelen, so beispielsweise den Kettenraum oder den Kanal unter dem Haus. Viele Gags sorgen für ein kurzes Schmunzeln, ob das jetzt schielende Portraits oder flutschende Seifen sind. Auch der teilweise in mehreren Ebenen scrollende Hintergrund macht sich sehr gut. Lediglich einige abgehackte Animationen trüben den positiven Eindruck im optischen Bereich. Akustisch bietet das Spiel den gewohnten Gruselsound der Addams Family, der mit der Zeit jedoch nerven kann, da es insgesamt nur zwei Musikstücke gibt. Die Soundeffekte können leider nicht überzeugen.

Spielerisch hat das Game einiges zu bieten und die gelungene Mischung aus Jump 'n' Run und Adventure kann sich wirklich sehen lassen. Knackige Rätsel sorgen für Hochbetrieb bei den grauen Zellen, happige Sprungpassagen fordern hingegen die Joypad-Akrobatik. Durch die unterschiedlichen Aufgaben ist zudem auch für reichlich Abwechslung gesorgt. Ein wirklich ausgezeichnetes Stück Software dürfte man bis hierhin wohl erwarten - wäre da nicht die unsägliche Steuerung und die miserable Kollisionsabfrage! Das Sprungverhalten von Gomez ist unberechenbar: Anstelle eines normalen Sprungs vollführt er auf einmal einen Doppelsprung oder nimmt einen viel zu kurzen Satz. Ähnliches gilt für die Kollisionsabfrage. Beides zusammen artet oftmals in einem reinen Glücksspiel aus. Teilweise fällt man so trotz pixelgenauem Sprung doch noch durch den Boden und verliert ein Leben, aber auch die Gegner bleiben teilweise in Gomez hängen und ziehen ihm auf diese Weise unnötig viel Lebensenergie ab. Unfaire Stellen gibt es deswegen zuhauf, allen voran wohl der Kühlschrank. Negativ ins Gewicht fällt ebenfalls, dass weder Batterie noch Passwort spendiert wurden und das schon einige Stunden dauernde Abenteuer daher an einem Stück durchgezockt werden muss. Gnädiger Weise wurden dafür einige Continues zur Verfügung gestellt.

Der NES-Auftritt der Addams Family hätte ein wirklich ausgezeichnetes Spiel werden können. Die Story, das Leveldesign und die zahlreichen Gegenstände und Rätsel machen das Spiel durchaus attraktiv. Durch die schwache Steuerung und erbärmliche Kollisionsabfrage wird das Spiel jedoch derart kompliziert und schwer, dass nur ein Platz im vorderen Mittelfeld für die ausgeflippte Familie bleibt. Schade drum.


Wertung


7/10

Kommentare



Seppatoni
Ich fand die Filme der Addams Family schon immer besser als die Serie, da kommt mir gerade recht, dass sich das Spiel am Film orientiert. Die eher ungewöhnliche Mischung aus Adventure und Jump 'n' Run ist wirklich gelungen und motiviert auch auf längere Zeit. Als spaßmindernd stellt sich jedoch die Steuerung und die Kollisionsabfrage heraus. Unfaire Stellen stehen damit an der Tagesordnung und werden so manchen Gamer das Pad an die Wand werfen lassen. Erschwerend kommt auch das fehlen eines Passwortsystems hinzu und die beschränkten Continues machen es auch nicht gerade einfacher. Trotzdem ist Addams Family meiner Meinung nach ein gelungener Titel, mit dem man trotz der Mängel Spaß haben kann.



Video